Wenn wir an eine gute Tasse Specialty Coffee denken, schweifen unsere Gedanken oft zu Geschmacksnoten wie Beeren, Schokolade oder floralen Nuancen. Doch was viele nicht wissen: Ein Teil dieser Aromenvielfalt entsteht nicht erst in der Rösterei oder durch unsere Brühmethoden – sondern bereits bei der Verarbeitung der Kaffeekirschen nach der Ernte.
Heute nehmen wir euch mit auf eine Reise durch drei der spannendsten Aufbereitungsmethoden: Natural, Washed und Honey Process. Jede dieser Techniken bringt nicht nur eigene geschmackliche Charakteristika mit sich, sondern hat auch Auswirkungen auf die Umwelt und die Arbeit der Kaffeebauern.
Natural Process - Sonne, Zeit und viel Geduld
Beim Natural Process (auch „dry processed“ genannt) werden die frisch geernteten Kaffeekirschen direkt in der Sonne getrocknet – mit Fruchtfleisch, Haut und allem drum und dran. Auf riesigen Trockenbetten oder Terrassen werden sie regelmäßig gewendet, um eine gleichmäßige Trocknung zu gewährleisten. Nach einigen Wochen wird das getrocknete Fruchtfleisch mechanisch entfernt.
Aroma: Naturals neigen zu einem intensiven, fruchtigen Profil. Wir erleben hier oft Noten von Erdbeeren, Trockenfrüchten, sogar fermentierte oder weinige Anklänge. Das liegt daran, dass die Bohne während des Trocknens lange Kontakt mit der Frucht hat – wie bei einem Rosinenprozess.
Körper: Kräftig, vollmundig, oft sirupartig.
Nachhaltigkeit: Natural ist ressourcenschonend, da es kaum Wasser benötigt – ein klarer Pluspunkt in trockenen Regionen. Dafür braucht es aber ausreichend Sonne, Platz und viel Handarbeit. Die Qualität kann stark schwanken, wenn der Prozess nicht perfekt kontrolliert wird.
Washed Process – Klarheit durch Wasser
Beim Washed Process (auch „fully washed“) wird das Fruchtfleisch unmittelbar nach der Ernte mechanisch entfernt. Anschließend fermentieren die Bohnen in Wassertanks, um letzte Schleimhautrückstände zu lösen. Danach werden sie gründlich gewaschen und getrocknet – meist in der Sonne oder mit mechanischen Trocknern.
Aroma: Washed Kaffees sind für ihre klare, präzise Aromatik bekannt. Hier kommen florale, zitrische oder teeartige Noten wunderbar zur Geltung. Wer einen eleganten, „sauberen“ Kaffee sucht, ist hier genau richtig.
Körper: Eher leicht bis mittel. Der Fokus liegt auf Balance und Klarheit statt Wucht.
Nachhaltigkeit: Der große Nachteil ist, dass diese Methode wasserintensiv ist – und das in Regionen, die oft mit Wasserknappheit kämpfen. Viele Farmen arbeiten mittlerweile an geschlossenen Wasserkreisläufen oder alternativen Fermentationsmethoden, um den Verbrauch zu senken.
Honey Process - Das Beste aus beiden Welten
Die Honey-Methode ist ein spannender Mittelweg. Nach dem Entpulpen bleibt ein Teil des Schleims (Mucilage) auf der Bohne, bevor sie zum Trocknen ausgebreitet wird. Je nachdem, wie viel davon erhalten bleibt, spricht man von White, Yellow, Red oder Black Honey – von hell bis dunkel, je nach Fermentationsgrad.
Aroma: Honigverarbeitete Kaffees bieten eine runde, süßliche Tasse mit fruchtigen Akzenten, aber ohne die extreme Fruchtigkeit des Natural. Oft schmecken wir Karamell, Steinobst oder rote Beeren.
Körper: Voller als beim Washed, aber nicht ganz so schwer wie beim Natural. Wir würden sagen: samtig und balanciert.
Nachhaltigkeit: Der Honey Process braucht weniger Wasser als Washed, ist aber gleichzeitig anspruchsvoll in der Trocknung. Ein kleiner Wetterumschwung kann hier großen Einfluss auf die Qualität haben.
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